Hallo Ihr Lieben, heute haben wir bei Soulfoodie frittiert, aber man kann das Ergebnis nicht essen! Was kann das sein? Messer-Liebhaber ahnen es vielleicht schon …
Vorneweg: Alles, was jetzt kommt, ist wirklich gefährlich. Macht es nicht, es sei denn, Ihr seid erwachsen und kennt Euch aus mit den Gefahren. Heißes Öl kann sich selbst entflammen, Lappen mit Leinöl können sich selbst entzünden (kein Witz!), Fett und Wasser kann zu schlimmsten Verbrennungen führen. Das ist alles kein Spaß!
Ok. Ich habe Euch abgeraten, aber Ihr seid noch dabei.
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Heute geht es in der Soufoodie-Küche um die weltbekannten Opinel-Messer mit dem klassischen Buchenholzgriff.
Opinels sind so cool, man muss sie einfach lieben. Sie sind preiswert, sehr scharf und in der Konstruktion wunderbar simpel und elegant. Und sie sind schön. Die in meinen Augen schönste Reihe bei Opinel ist die schlanke, gefällige Slim Line. In dieser Serie mag ich persönlich besonders die Größe n°10, die entsprechend mit einer Klingenlänge von 10 Zentimetern aufwartet. Dieses Opinel ist in der Form dem klassischen Lagiole ähnlich, kostet aber mit 15 € nur einen Bruchteil und ist viel leichter und filigraner und eventuell sogar schärfer – der Opinel-Stahl hat es in sich. Wieso sollte man denn nun dieses Messer, das doch bereits im Auslieferungszustand prima ist, verändern wollen? Dazu gibt es zwei gute Gründe.
n°1: Opinels neigen dazu, bei Feuchtigkeit Probleme zu machen. Wenn Wasser ins Holz dringt (Regen, Spülmaschine), quillt es auf, und das Messer wird schwergängig. Wenn man das Holz versiegelt, kann man das Wasser abhalten.
n°2: Buche ist ein tolles Holz. Robust, hart, kleinporig, langlebig, nur leider nicht besonders hübsch oder interessant. Buche hat immer Murmelbahn-Optik. Buche ist funktional, aber nicht edel.
Beide Probleme lassen sich in 20 Minuten lösen, wenn man den Holzgriff in Leinöl hocherhitzt.
Meine Hilfsmittel waren:
- ein kleiner Edelstahltopf
- eine Dose Leinölfirnis (Vorsicht, Firnis ist noch gefährlicher als pures Leinöl)
- ein Infrarotthermometer
Mein Ablauf war wie folgt:
- Messer wie gekauft (ohne den Grifflack abzuschmirgeln) in den Topf legen, mit herausgeklappter und aus dem Öl herausragender Klinge. Merke: Die Klinge sollte nicht ins heiße Öl tauchen, sonst kann die Härte leiden.
- Tasse dazustellen, um weniger Öl für den notwendigen Füllstand zu benötigen.
- Öl einfüllen, bis der Messergriff bedeckt ist.
- Topf erhitzen. Ab jetzt immer wieder die Temperatur messen.
- Die Farbveränderung tritt bei ca. 190 Grad bis 200 Grad auf, also bei einer Hitze, bei der das Öl bereits raucht und leicht verbrennt. Bei mir hat das rund 15 Minuten gedauert.
Nach dem Trick habt Ihr ein Messer mit edler Optik für jeden Tag, dem auch Feuchtigkeit nicht viel ausmacht. Macht das mit sechs Opinel-Messern Slimline n°10 und Ihr erhaltet für schlankes Geld einen sehr scharfen und sehr schicken Satz an Steakmessern (ein Messer kostet nur rund 15 €).
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Ein paar Ratschläge noch mit auf den Weg:
Wenn ich so etwas mache, dann ziehe ich eine Brille auf, damit mir keine Ölspritzer in die Augen kommen können und ich halte Decken bereit, wenn irgend etwas anfängt zu brennen (nein, keine Wassereimer – brennendes Öl und Wasser ist eine furchtbare Kombination).
Ich halte Wasser, auch kleinste Wassertropfen, fern vom Topf. Wenn ich Leinölspritzer aufwische, dann mit Küchenkrepp (Zewa), das ich direkt danach unter dem Wasserhahn einweiche und dann nass entsorge. So wirke ich der Gefahr der Selbstentzündung der Lappen entgegen.
Das nach dem Hocherhitzen nun viel dunklere Öl lasse ich im Anschluss erkalten und fülle es dann in eine dunkle Glasflasche ab für die nächsten Experimente.
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Tilo ~Gallo~ Gockel, www.Soulfoodie.de , 17.06.2020
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